
Guillaume Mezino
Gründer von Kipwak Studio und Edazot SA

Luca Cannellotto
Game Design Specialist bei Pro Helvetia
Schulung noch einmal erleben
Bericht
Eine Idee in ein Videospiel verwandeln: vom kreativen Funken bis zur Veröffentlichung auf Steam
Zunächst einmal eine Feststellung: Ein Spiel existiert erst dann wirklich, wenn es sein Publikum findet – und dieser Weg ist länger, als man denkt. Guillaume Mezino und Lucas Cannellotto stellten in dieser Sitzung einen konkreten Fahrplan vor, um vom Konzept zur Vermarktung zu gelangen: Marktanalyse, agiles Prototyping, Suche nach einem Publisher und Community-Marketing.
Erster wichtiger Punkt: die Wahl des Genres und der Plattform. Laut Guillaume Mezino „entscheiden sich 90 % der Verkäufe bereits bei der Konzeption“. Das Verständnis der Nische, die Untersuchung von Trends und die Kalibrierung des Wertversprechens (Hook, Mechanismen, visuelle Identität) vermeiden viele Irrwege.
Sobald die Richtung festgelegt ist, geht es an die Prototypentwicklung. Das Ziel: innerhalb von zwei bis vier Wochen einen spielbaren Vertical Slice zu produzieren, um ihn sofort mit Spielerinnen und Spielern zu testen. Dieses erste Feedback der Community prägt bereits die Entwicklung des Gameplays und des Storytellings. Lucas Cannellotto erinnert daran, dass ein solider Prototyp auch das beste Argument gegenüber den Publishern ist: „Sie kaufen keine Idee, sondern eine konkrete Erfahrung.“
Als Nächstes folgt die Vorproduktion: Planung, Budget, Pitch-Deck und Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. SwissGames bietet beispielsweise Stipendien von bis zu 50.000 CHF und ein Coaching-Programm zur Konsolidierung des Businessplans oder der Roadshow auf grossen Messen (GDC, Gamescom, Nordic Game). Jedes Team muss sich zwischen klassischer Veröffentlichung – Marketingunterstützung, Qualitätssicherung, Vertrieb – und Selbstveröffentlichung entscheiden, die riskanter, aber potenziell rentabler ist.
In der Produktion nimmt das Spiel Gestalt an: Entwicklung, künstlerische Leitung, Sounddesign, Qualitätssicherung … und vor allem kontinuierliche Kommunikation. Guillaume Mezino empfiehlt, „ein Drittel des Zeitplans” für Anpassungen aufgrund von Spieler-Feedback über Early Access oder Demos vorzusehen. Soziale Netzwerke und Fachmedien leben von Bildern hinter den Kulissen, offenen Devlogs oder Beta-Keys, die an sorgfältig ausgewählte Influencer verteilt werden.
Nach dem Start geht es erst richtig los: Day-1-Korrekturen, Balancing-Patches, zusätzliche Inhalte, Portierungen auf Konsolen oder Mobilgeräte, Community-Management. Die Langlebigkeit eines Spiels hängt davon ab, ob es sich weiterentwickeln kann, ohne sein ursprüngliches Versprechen zu verraten.
Schliesslich bringt die Entwicklung in der Schweiz eine Reihe von Herausforderungen mit sich – hohe Kosten, begrenzter Talentpool –, aber auch Vorteile: institutionelle Unterstützung, Nähe zwischen den Studios, erhöhte Sichtbarkeit auf internationaler Ebene dank der Gemeinschaftsstände von SwissGames.
Zusammenfassung:
Strategie bereits bei der Ideenfindung: Festlegung von Genre, Markt und Plattform vor der ersten Zeile Code.
Früher Prototyp, häufige Tests: Die Community ist Ihre beste Qualitätssicherung.
Marketing in jeder Phase: Teaser, erzählen, zuhören – und dann anpassen.
Das Schweizer Ökosystem nutzen: Stipendien, Coaching, Matchmaking und Messen.
Weitere Informationen finden Sie in der Aufzeichnung der Sitzung und den zusätzlichen Ressourcen der Referenten, die weiterhin online verfügbar sind.