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KI wird menschliche Kreativität nicht ersetzen, kann aber dazu beitragen

19 Mai 2025

Nein, künstliche Intelligenz (KI) wird menschliche Kreativität nicht ersetzen. Sie kann sie aber durchaus fördern. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse der ersten PRISM-Konferenz, die am 13. Mai im Théâtre du Crochetan in Monthey stattfand.

«Die Geschichte zeigt uns, dass jede technologische Revolution grosse Besorgnis ausgelöst hat», betonte Joël Rossier, Projektleiter bei PRISM, zu Beginn der Konferenz. Vom Buchdruck bis zum Computer gab es immer wieder Befürchtungen, dass massiv Arbeitsplätze verloren gehen würden, bevor sich neue Möglichkeiten auftaten. Das ist auch heute mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz der Fall.  

Matteo Sorci von Dell Technology erklärte seinerseits die Bedeutung des Ansatzes, den man in Bezug auf KI verfolgen sollte. «Nicht die Technologie ist wichtig, sondern die Art und Weise, wie man sie einsetzt. Man muss kritisch bleiben und darf nicht zögern, alle Tools und Praktiken zu testen.» 

Konkrete Anwendungen in der Welt der Kunst

Der Konferenztag beleuchtete mehrere konkrete Anwendungsmöglichkeiten der KI in verschiedenen Bereichen der Kunst. In der Filmindustrie beispielsweise zeigte Sami Arpa, Mitbegründer von Largo.ai, wie künstliche Intelligenz den Erfolg oder Misserfolg bestimmter Filmproduktionen vorhersagen kann. «Mit Daten kann man viel erreichen: Einnahmen vorhersagen, die richtigen Schauspielenden auswählen und die Zielgruppe, die sich die Filme ansehen wird, bestmöglich bestimmen.“ 

Für kulturelle Einrichtungen stellte Marta dos Santos, Direktorin der Fondation du Château de Chillon, ihre Erfahrungen mit einem Chatbot vor, der Gäste auf der Grundlage «geschlossener» Daten, die sich ausschliesslich auf das Schloss Chillon beziehen, informiert. «Die Einführung eines Chatbots ist keine Gelegenheit, um beim Empfangspersonal zu sparen. Im Gegenteil, es macht ihre Arbeit angenehmer, da sie nun Fragen mit Mehrwert beantworten können. Das ist ein nicht zu unterschätzender Gewinn für das Wohlbefinden des Teams.»  

Marta Dos Santos räumt jedoch ein, dass diese Art von Tools einige Grenzen hat, insbesondere die Tatsache, dass sie regelmässig aktualisiert werden müssen und das Budget nicht unerheblich ist. «Das Tool wird in seiner jetzigen Form nicht 5 bis 10 Jahre halten. Es ist ein jährliches Budget für die Wartung erforderlich, zumal die aktuellen KI-Tools rasante Fortschritte machen.» 

Kunstschaffende, die sich KI zu eigen machen

Mehrere Künstler haben über ihre Nutzung von KI berichtet. Samy Abou El Ainin, Mitglied des Kollektivs Art Valais, erklärte, wie er die künstliche Intelligenz mit seinen früheren Kreationen gefüttert hat, um seinen eigenen Stil zu entwickeln. «Die Maschine wurde mehr oder weniger darauf trainiert, mich zu verstehen.» Er hat über das Wesen der Kunst nachgedacht. Ist es der Schaffensprozess, der wichtig ist, oder das, was man als Projekt hervorbringt? Seiner Meinung nach «hat das Werk seine Aufgabe erfüllt, solange es uns anspricht». Seine Schlussfolgerung ist eindeutig. «KI schafft nicht an Ihrer Stelle, sie schafft mit Ihnen! Sie hilft uns beim Schaffen, aber sie macht nicht meine Arbeit.» 

Der Künstler Jonas Wyssen, der KI regelmässig in seiner Arbeit einsetzt, hat seinerseits einen interessanten Aspekt angeführt. «KI-Inhalte lassen sich so schnell generieren, dass man manchmal vergisst, was man eigentlich tut. So übernimmt gewissermassen die Maschine die Kontrolle über den kreativen Prozess. Man muss also aufpassen, dass man sich nicht in den Tools verliert.» 

Matthieu Saussaye, Gründer des Start-ups Pulse Partners, zeigte auf, wie er KI nutzt, um qualifizierte Nutzermeinungen zu sammeln, insbesondere bei der Einführung neuer künstlerischer Produkte wie Videospielen. Dank seiner KI-basierten Software kann er automatisch durchgeführte Online-Interviews leicht zusammenfassen und nützliche Daten extrahieren. KI ermöglicht es auch, die Fragen an die vorherigen Antworten der Befragten anzupassen. «Dadurch können neue Produkte innerhalb von Stunden statt Monaten iteriert werden, wie es derzeit bei qualitativen Kundenbefragungen vor Ort der Fall ist», bemerkt Matthieu Saussaye. 

Eine Zukunft, in der Mensch und Maschine zusammenarbeiten

Der Tag mündete in einer Vision, in der KI eher ein Mitarbeitender als ein Ersatz ist. Matteo Sorci fasste es treffend zusammen: «KI muss ein Mitarbeiter sein, oder unsere Superkraft. Das bringt aber auch grosse Verantwortung mit sich, insbesondere die Aufrechterhaltung eines kritischen Geistes und die Bewahrung der Kreativität, die nach wie vor von grundlegender Bedeutung ist.» 

Auch Joël Rossier schloss mit einer positiven Note. Seiner Meinung nach «wird uns die KI mehr Zeit geben, um interessantere und kreativere Dinge zu tun. Paradoxerweise bringt sie also mehr Menschlichkeit in die Kreativität.» 

Die Walliser Akademien im Rampenlicht

Die Konferenz bot auch Gelegenheit, die akademischen Kompetenzen des Wallis im Bereich der künstlichen Intelligenz kennenzulernen, mit Vorträgen von Sylvain Calinon vom Institut Idiap (Martigny), Antoine Widmer, Professor an der HES-SO Valais-Wallis, und Tim Meylan, Professor an der EDHEA. Das Idiap-Institut stellte seinen Roboter «Drozbot» vor, der anhand eines einfachen Fotos Porträts mit einem Stift zeichnen kann.  

Das junge Unternehmen Arcanel Studio mit Sitz in Sitten nutzte die PRISM-Konferenz, um ein immersives und interaktives Video-Mapping-Kunstwerk zu präsentieren. Dieses passt sich den Bewegungen der Besucher an und schafft so ein einzigartiges künstlerisches Erlebnis.  

Zwischen Forschungsinstituten, Ausbildung, Kunst und Start-ups: Dieser eintägige Überblick bot die Gelegenheit zu zeigen, dass der Kanton Wallis in dieser laufenden technologischen Revolution gut positioniert ist. Rund hundert Personen nahmen an der ersten PRISM-Konferenz teil. Diese Veranstaltung, die Kreative und Fachleute aus der Technik zusammenbrachte, war ein grosser Erfolg. Weitere Konferenzen und Schulungen werden im Laufe des Jahres von PRISM organisiert.  

Der Inhalt dieses Artikels basiert auf der PRISM-Konferenz vom 13. Mai 2025 in Monthey