KI revolutioniert zahlreiche Berufsfelder, und auch das Grafikdesign bleibt von dieser technologischen Revolution nicht verschont. Tim Meylan, Dozent für Grafikdesign an der École de design et haute école d’art du Valais (EDHEA) in Siders, hat kürzlich seine Gedanken über die Auswirkungen der KI in diesem kreativen Bereich geteilt. Seine Analyse bietet einen differenzierten Einblick in die Herausforderungen und Chancen, denen Grafikdesigner gegenüberstehen.
«Die Grafikdesignbranche befindet sich derzeit in einer Übergangsphase in Bezug auf KI. Wir wissen nicht, wie sich unser Beruf weiterentwickeln wird», erklärt Tim Meylan. Dieser Wandel ist Teil wachsender Nutzungsmöglichkeiten kreativer Werkzeuge. «KI im Design steht wie in anderen Berufen auch im Zusammenhang mit der Demokratisierung von Werkzeugen. Bereits vor einigen Jahren war es Laien möglich, mit Programmen wie Core oder Illustrator zu arbeiten.»
Trotz dieser zunehmenden Zugänglichkeit ist Tim Meylan weiterhin vom Mehrwert der Fachleute überzeugt. «Heute kann ein Fachmann sehr gut zwischen einer KI-Kreation und einer von einem Grafiker erstellten Kreation unterscheiden.» Diese Unterscheidung basiert auf dem Fachwissen, dem kritischen Sinn und dem ästhetischen Empfinden eines ausgebildeten Fachmanns.
Leistungsstarker Assistent statt Konkurrenz
Tim Meylan sieht KI keineswegs als Bedrohung für den Beruf, sondern eher als ergänzendes Werkzeug, das die Effizienz und Kreativität von Designern steigern kann. «Mit diesen Technologien kann man viel schneller arbeiten, zum Beispiel beim Freistellen eines Bildes. Es ist wie ein zusätzlicher Mitarbeitender. Wir können unsere Visualisierungen viel weiter vorantreiben.»
Diese Sichtweise der KI als Mitarbeitender erstreckt sich auch auf die strategischen Aspekte des Berufs. Tim Meylan betont, dass KI beispielsweise dabei helfen kann, umfangreiche Dossiers und Markenbeschreibungen zu bewerten und zusammenzufassen. Es handelt sich also um ein grossartiges Werkzeug, um weiter voranzukommen. Vorausgesetzt, man setzt es sinnvoll ein.
Für Tim Meylan liegt der Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi in der Art und Weise, wie diese neuen Technologien eingesetzt werden. «Man muss aktiv bleiben und darf nicht wie ein Laie sein, der sich mit dem ersten von der KI generierten Ergebnis zufrieden gibt», erklärt er und betont die Bedeutung eines kritischen Ansatzes und eines iterativen Prozesses bei der Verwendung der Tools.




Die Rolle der Grafiker überdenken?
Zum Abschluss seiner Präsentation erinnerte der Dozent daran, dass KI weder eine Bedrohung noch eine Wunderlösung für Grafikdesigner sei, sondern einen Paradigmenwechsel darstelle. «Sie verändert Werkzeuge und Methoden und fordert uns auf, die Rolle von Grafikdesignern zu überdenken: Schöpfer? Kurator? Übersetzer von Ideen in visuelle Formen?»
Dieser Wandel des Berufsbildes hebt hervor, was im kreativen Prozess spezifisch menschlich bleibt. «Mehr denn je werden der Blick des Grafikers, seine Kultur und sein Gespür für die richtige Wahl den Unterschied ausmachen», sagt Tim Meylan abschliessend.
Der Inhalt dieses Artikels basiert auf der PRISM-Konferenz vom 13. Mai 2025 in Monthey