Seit einigen Jahren hält die Robotik immer wieder Einzug in Ateliers von Kunstschaffenden, auf Festivalbühnen und in Designstudios. Gelenkarme, digitale Fräsen, Laserschneider oder 3D-Drucker werden zu kreativen Partnern und ebnen den Weg für eine neue Generation von Kunstwerken. Diese im Wallis spürbare Dynamik ermöglicht eine beispiellose Erforschung von Formen, Materialien und Produktionsmethoden und ebnet den Weg für eine differenziertere Kreativität.
Ohne den Menschen zu ersetzen, kann die Robotik die Vorstellungskraft unterstützen und gleichzeitig die Präzision und Komplexität bestimmter Kreationen steigern. Das Walliser Unternehmen Workshop 4.0 hat dies verstanden. Es arbeitet regelmässig mit Fachleuten aus den Bereichen Kunst, Bühnenbild, Architektur oder Design zusammen, um einzigartige Stücke zu produzieren.
Das in Siders ansässige Unternehmen hat bereits Skulpturen, Bühnenbilder, Prototypen, immersive Installationen oder interaktive Werke geschaffen. Diese Kreationen, die aus der Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden hervorgegangen sind, wurden beispielsweise auf der Swiss Design Week, dem Mapping Festival in Genf oder im Rahmen von immersiven Installationen in der Schweiz und im Ausland ausgestellt.
«Unsere Rolle beschränkt sich nicht auf die Ausführung. Wir begleiten die Designer bei der Wahl der Techniken und Materialien und garantieren dabei eine hohe Ausführungsgenauigkeit», erklärt Nicolas Fontaine, Direktor von Workshop 4.0.
Die Vielfalt der Materialien, die von den Roboterarmen bearbeitet werden können (Holz, Harz oder Schaumstoff), erfordert einiges Fachwissen, um das erwartete Endergebnis zu erzielen. Schleifen, polieren, von Hand zusammensetzen und alles auf den Millimeter genau anpassen: Das ist wie Goldschmiedearbeit. Und diese Arbeit ist das Resultat eines subtilen Dialogs zwischen künstlerischer Vision und technischen Lösungen. Der Künstler und der Techniker müssen sich einigen, um den besten Kompromiss zwischen künstlerischer Darstellung und technischer Machbarkeit zu finden.
Skulpturale Kreationen: zwischen Ausdruck und Werbung
Die Robotik bietet kreative Lösungen sowohl für den Kunstbereich als auch für kommerzielles Design. Zu den Errungenschaften von Workshop 4.0 gehören die zwei Meter hohen Swissmilk-Kühe, die für die Werbestände der Marke präzise bearbeitet wurden. Vom Entwurf bis zur Fertigstellung wurde jedes Detail bearbeitet, um die ästhetischen und technischen Erwartungen zu erfüllen. Das Walliser Unternehmen arbeitete auch mit dem Schweizer Künstler Valentin Carron zusammen, um seinen Skulpturen Gestalt zu verleihen, indem es mithilfe von Robotik eine getreue Umsetzung seiner künstlerischen Vision sicherstellte.
Was das Eventdesign betrifft, so diente eine für die Marke Hoka in Zusammenarbeit mit Brillantine entworfene Skulptur bei der Einführung eines neuen Schuhpaars in Austin/Texas als Träger für Videoprojektionen und demonstrierte, wie digitales Handwerk das Erlebnis einer Marke bereichern kann.
Robotik auf der Bühne
Robotik unterstützt nicht nur die Kreation: Sie kann auch zur Schauspielerin werden.
Beim Geneva Lux verwandelte sich der Industrieroboter Ilda in eine Tänzerin, die mit einer Discokugel ein Lichtballett komponierte. Dieses Projekt des Genfer Kollektivs CENC und Workshop 4.0 hinterfragt die Grenzen zwischen menschlicher und mechanischer Interpretation. Zuletzt wurde es in Rotterdam auf der tecart vorgestellt.
«Den Roboter von seiner Gebrauchsfunktion zu befreien und ihn in einen kreativen Kontext zu integrieren, eröffnet faszinierende Perspektiven. Er wird zu einem visuellen und emotionalen Erlebnis», betont Nicolas Fontaine.
Wenn die Maschine Emotionen weckt
Über die Technik hinaus gehen einige Projekte noch einen Schritt weiter: Sie wollen bewegen.
Das Projekt animaIV, eine Zusammenarbeit zwischen CLAIRE + LÉA und Workshop 4.0, ist ein perfektes Beispiel dafür. Inspiriert von der Ästhetik und den subtilen Verhaltensweisen von Lebewesen, verwandelt es Roboterwerkzeuge in interaktive Skulpturen.
Die in eine leichte Papierstruktur gehüllte Installation erkundet eine neue Beziehung zwischen Roboter und Materie und spielt mit dem Luftwiderstand, wechselnden Gesten und der Flüchtigkeit von Bewegung.
Diese Art von Kreation definiert unsere Beziehung zu Technologien neu. Roboter sind nicht mehr kalte Werkzeuge, sondern erhalten wesenhafte Züge und können berühren, Fragen stellen und die Vorstellungskraft fördern.
Designer und Designerinnen von morgen ausbilden
Damit diese Projekte keine Ausnahmen bleiben, ist die Vermittlung von Wissen von entscheidender Bedeutung. Institutionen wie die ECAL oder die EPFL arbeiten bereits daran, Robotik, parametrisches Design oder künstlerische Programmierung in ihre Lehrpläne zu integrieren. Ziel ist es, den Zugang zu diesen Werkzeugen zu demokratisieren und hybride Profile auszubilden, die in der Lage sind, sowohl mit Künstlern als auch mit Ingenieuren in Dialog zu treten. Ausserdem sollen facettenreiche Werke entstehen, die menschlichen Einfallsreichtum mit praktischer Technologie verbinden.